|
Letzter Tag der debx 2005 - Tour. Frühstück zu normaler Zeit, Abfahrt um 08.59 Uhr von Brig Richtung Martigny. Wir verlassen das wirklich empfehlenswerte Hotel Viktoria Brig, das gleich gegenüber vom Bahnhof ein ideales Quartier war. Der Interregio nach Martigny besteht aus einem bunt gemischten Wagenpark (EW IV der <+> und bls, Steuerwagen voraus, geschoben von Re 460).. Wir wählen einen Wagen aus dem ex- BLS-Bestand, der mitlerweile an die SBB übergegangen ist und stellenweise schon mit SBB Signet versehen ist, mit recht komfortablen Sitzen, wie sie auch im TGV Atlantique, dem ÖBB Bmpz73 und den modernisierten NS-ICR-Wagen zu finden sind.
In Martigny ist eine gute halbe Stunde Zeit bis zur Abfahrt Richtung Le Chatelard - Chamonix - St. Gervais-les-bains. Wir nutzen die Zeit, um eine TMR-NINA ausgiebig zu fotografieren, die zur Fahrt nach Orsières bereitsteht, sowie zum Ablichten einiger durchfahrender Züge. Es liegt schon reichlich frisch gefallener Schnee, der von durchfahrenden Zügen heftig verweht wird.
Unser Zug kommt lange vor Abfahrt, und wir nehmen gern im geheizten vorderen Abteil Platz. Es ist der Doppeltriebwagen 805/806 der SNCF, der (vermutlich bis auf ein paar SNCF-typische Aufkleber) mit denen der TMR (ex MC) identisch ist. Die TMR hat einige Besonderheiten, so gibt es im schweizerischen Teil Zahnstangenabschnitte und teils Oberleitung, teils Stromschiene. Der SNCF-Abschnitt ist dagegen komplett mit Stromschiene elektrifiziert und ohne Zahnstangenabschnitte, so dass es dort auch reine Adhäsionstriebwagen ohne Dachstromabnehmer gibt. Der direkte Verkehr Martigny - St. Gervais wird jedoch mit den besagten BDeh 4/8 von 1997 betrieben, die mit öffnungsfähigen Panoramafenstern und farbenfrohem Intérieur ihrer Aufgabe gut gewachsen zu sein scheinen. Ein Teil der Gruppe bleibt weiter hinten, wo es, wie sich später herausstellen wird, eine defekte Heizung geben wird (hat aber nicht geschadet). Der Lokführer kommt und öffnet als ersten Handgriff die Jalousien hinten im Führerstand, was uns bis auf Weiteres Streckensicht ermöglicht. Nett. Auffällig ist, dass ein anderer Mitarbeiter der Bahn flach auf dem Bahnsteig liegt und mit diversem Werkzeug irgendwas unter dem Wagen schraubt. Anscheinend mit wenig Erfolg. Es wird eine Weile beraten und telefoniert, schließlich aber wohl entschieden, die Fahrt fortzusetzen; der Zug fährt jedenfalls planmäßig ab. Was genau defekt ist, erkennen wir nicht. Es könnte ein Teil der Druckluftanlage eingefroren gewesen sein, denn die Scheibenwischer im Führerstand konnten nur von Hand betätigt werden, oder aber es hing mit der ausgefallenen Heizung im Mittelteil zusammen. Immerhin ermöglichte uns die "gute Adtranz-Qualität" eine planmäßige Weiterfahrt, wenn auch mit Unbequemlichkeiten.
Der Schneefall wird immer dichter, draußen entsteht eine märchenhafte Winterlandschaft. Durch das Führerstandsfenster ist kaum mehr etwas von der Strecke zu sehen - man kann Gleis und Stromschiene nur ahnen, und selbst die Zahnstange verschwindet zeitweise unter dem Schnee. Zwischendurch füllt und leert sich der Zug dank vieler Wintersportler mehrfach. In Le Chatelard findet eine ganz knappe Grenzkontrolle statt. Der grimmig blickende SNCF-Lokführer kommt zur Ablösung und der allererste Handgriff gilt den Jalousien, die - ritsch, ratsch - erst mal gleich vor unserer Nase heruntergezogen werden. Danke, SNCF - da merkt man doch gleich wieder, wo man ist. Wir hätten es sonst sicher vergessen, denn das Winterwetter draußen wird immer unwirklicher mit den Schneemassen und vielen, vielen Wintersportlern.
Diese scheinen sich der Gefahr, die von der teilwiese im Schnee verdeckt liegenden Stromschiene ausgeht, nicht bewusst zu sein. Immer wieder gibt es Annäherungen an die frei liegenden 830V, was zu folgender Kommunikation im Abteil führt: "Schon wieder einer der sich der Stromschiene nähert" "Strom macht klein, schwarz und hässlich." "Naja, klein und hässlich ist er ja schon" ;-)
Erst kurz vor St. Gervais wird der Schnee weniger und außerdem schaut die Sonne durch die Wolken - eine tolle Fahrt trotz SNCF-Lokführer.
Die Weiterfahrt bietet uns zuerst einen modernisierten, aber recht heruntergekommenen Corail-Wagen (TER Rhône-Alpes, Vierwagenzug gezogen von SNCF 22200) und dann einen zweiteiligen Triebzug (Z2 Zweisystemwagen noch in der blauen Originalfarbe und mit gelben Kunstledersitzen) mit Ziel Genève Eaux Vives. Die Strecke von Annemasse her ist eine Stichstrecke, die durch die weniger ansehnlichen Vororte von Genf führt. Auch der Bahnhof (oder der Rest davon) hat schon deutlich bessere Zeiten gesehen; wir verlassen ihn vorbei an einigen Müllcontainern und sparen dafür die Zollkontrolle an der - immerhin - EU-Außengrenze.
Die Straßenbahnlinie 16 bringt uns zum Bahnhof, wir sehen zwei neue Cityrunner und fahren selbst mit einem älteren teilniederflurigen Trambahnwagen. Die teuren Gepäckfächer werden günstiger, wenn wir uns ein großes Fach mit mehreren Leuten teilen (7 Franken), und so halten wir es auch. In den verbleibenden 1 1/2 Stunden ist noch Zeit für einen schnellen Stadtbummel und ein Mittagessen im SB-Restaurant Manora (Bahnhofsnähe).
Für den ICN nach Basel SBB haben wir keine Gruppenreservierung bekommen können und es ist bekannt, dass dieser Zug sehr voll ist. Deshalb entschließen wir uns, zum Flughafenbahnhof vorzufahren und Plätze zu sichern. Nur leider fällt der vorgesehene Zug wegen Lokschadens aus (er ist verspätet und verendet daher schon am Bahnhof Cornavin), aber es fährt noch ein ICN zum Flughafen, auf den auch offiziell verwiesen wird. Es verdichten sich die Anzeichen, dass diese Garnitur auch zurückfahren wird und in Genève Aéroport am Bahnsteig wendet. Vorher fuhr ein ICN als Lz durch, unser Zug ist einteilig. Wie wir vermutet haben, kuppelt er am Flughafen an die dort schon stehende zweite Einheit an und wir haben unsere Plätze sicher. Was sich als gut erweist, denn der Zug wird in Genf und an den folgenden Stationen geradezu gestürmt und ist erst mal bis auf den letzten Platz voll. Der Zug wird weitgehend als S-Bahn gebraucht. An jedem Bahnhof reger Fahrgastwechsel. Aber so voll, wie Reinhard vorhergesagt hat, ist es doch nicht,
Hier entsteht der Reisebericht, und wenn wir nachher in Basel SBB ankommen, wird debx 2005 wieder Geschichte sein.
Und debx2007 wird kommen.
|